Der Gedanke vor der Landschaft

Pedra Guiness arbeitet auf gefundenen Holzplatten. Diese weisen Gebrauchsspuren auf, Ecken sind herausgesägt worden, Schraublöcher vorhanden, etc. Der Bildträger selbst bringt somit seine eigene Geschichte mit, die von Pedra Guiness bewahrt wird und der sie, umsichtig auf das Vorhandene eingehend, ihre eigenen Geschichten hinzufügt. Geschichten voller Poesie von Gewässer-Landschaften, die sich selbst oft in eigenen Dunst und Nebel einhüllen und ihre Gewächse vielfach gespiegelt oder diesig verhangen geheimnisvoll präsentieren. Transparente Farbflächen, amöbenhaft organisch geformt, schieben sich vor die ansonsten mit tiefschwarzer Zeichenkohle kontrastvoll dargestellte Landschaft, gleichsam wie wenn eigene Gedanken den ungetrübten Blick auf das "Schwarz auf Weiss" der Realität verstellen würden. Alles in dieser Landschaft ist vieldeutig, die Spiegelung könnte auch Schatten sein, der Schatten auch Baum, der Nebel auch See. Die Transparenz der Farbflächen erreicht Pedra Guiness aber nicht nur durch wasserverdünnte Farblasuren, vorzugsweise mit Beize, sondern in dem sie die Farbschichten mit schwerem Gerät wieder abschleift und weghobelt, Löcher und Zacken hinein hackt, Riffelungen und Schnitte stehen lässt. Pedra Guiness zieht virtuos alle Register der Bearbeitung, und präsentiert uns damit am Ende ihres Studiums ein neues Landschaftsbild, mit dem sie immer wieder erkennbar ist und aus der Masse heraussticht. Sehr gerne ernenne ich Pedra Guiness deshalb zu meiner Meisterschülerin!

Ute Wöllmann, Berlin, März 2018

.......................................................................................................